Aufgabe: Lebenswelten entwerfen

Egal, ob München, Kopenhagen, London oder Zürich – Städte mit hoher Lebensqualität sind als Wohnort gefragt. Entsprechend knapp ist dort das Angebot an Wohnungen, und wer eine findet, legt dafür in der Regel viel Geld auf den Tisch. Parallel dazu entwickelt sich der Markt für Büroflächen in vielen Städten in die andere Richtung: Ausserhalb der Zentren ist die Nachfrage gesunken, und viele Bürogebäude stehen ganz oder teilweise leer. Die Gründe dafür sind vielfältig. So reduzieren beispielsweise neue Arbeitsplatzkonzepte mit Desk-Sharing oder das nach zwei Jahren Pandemie breit akzeptierte Home-Office den Flächenbedarf. Hinzu kommt, dass vor allem kleinere Unternehmen lieber neue, weitgehend ausgebaute Büros mieten als Flächen in angejahrten Gebäuden, die erst noch renoviert werden und an die eigenen Ansprüche angepasst werden müssten.

 

Der unspektakuläre Bürobau am Nordrand von Zürich wurde 1962 erstellt und soll in ein Wohnhaus transformiert werden. 

 

Der Boom der Städte und die damit verbundene hohe Nachfrage nach Wohnraum haben zu einem Aufschwung bei gemeinnützigen Wohnbauträgern wie etwa Baugenossenschaften geführt. Viele Anbieterinnen in diesem Segment bauen an städtischen Lagen immer weniger Standardhäuser mit preiswerten Wohnungen für die Kleinfamilie, sondern realisieren ehrgeizige Projekte mit einem Angebot auch für ältere Menschen, Patchwork-Familien oder Wohngemeinschaften. Ergänzt werden die Projekte meist mit Büro- und Gewerbeflächen, zusätzlichen Angeboten wie Kinderkrippen, Gemeinschaftsräumen, Sharing-Infrastrukturen oder – an zentralen Lagen – Restaurants und Kulturbetrieben.

Weil das Bauland knapp ist, bieten leerstehende Bürohäuser an peripheren Lagen Chancen für den gemeinnützigen Wohnungsbau und auf Vergrösserung des Portfolios. Die Weiternutzung von bestehenden Gebäuden passt gut in die von vielen dieser Wohnbauträger verfolgte Nachhaltigkeitsstrategie: So können Ressourcen geschont und graue Energie gespart werden. Die meist einfache Struktur von Bürogebäuden mit Stützen und Betondecken bietet zahlreiche Gestaltungsmöglichkeiten und ermöglicht vielfältige Raumkonzepte.

 

Situationsplan Bauparzelle

 

Raum fürs ganze Leben
 
So auch das ehemalige Bürogebäude des Schweizer Fernsehens am Nordrand von Zürich. Der Bau wurde 1962 erstellt und 2021 an die Stiftung zur Erhaltung von preisgünstigen Wohn- und Gewerberäumen der Stadt Zürich (PWG) verkauft. Diese plant die Umnutzung in ein Wohngebäude und hat dafür im Herbst 2022 einen Wettbewerb mit eingeladenen Architekturbüros durchgeführt. Da sich die Liegenschaft auch gut für den Hawa Student Award 2023 eignet, hat Hawa Sliding Solutions sie in Absprache mit der PWG ausgewählt.

Im Gegensatz zu früheren Wettbewerben sollten die Teilnehmenden allerdings für einmal kein fixes Raumprogramm umsetzen und erhielten keine Vorgaben zu den abzuliefernden Plänen. Unter dem Titel «Raum für ein ganzes Leben» waren vielmehr Ideen für die vielfältige und flexible Nutzung des Bürohauses gesucht, die ganz unterschiedliche Lebenssituationen und Lebensphasen abdecken. Fiktive Wohn- sowie Lebensgeschichten in Text- und Videoform bildeten die Basis, aus der die räumlichen Bedürfnisse der Bewohner- und Nutzerschaft abgeleitet werden konnten. Die Teilnehmenden des Hawa Student Awards 2023 sollten im ehemaligen Bürogebäude einen Mikrokosmos schaffen, der neben Wohnraum, Gewerbe- und Büroflächen auch weitere Angebote umfasst – etwa ein Auto- und Velo-Sharing, Flächen für Sport, Räume für Yoga, Co-Working-Spaces oder Kinderbetreuung.

Unter dem Motto "Raum für ein ganzes Leben" waren Ideen für die vielfältige und flexible Nutzung des Bürohauses gesucht.


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